Donnerstag, 4. Oktober 2012

Mit Kompass durch Berlin ...

... oder wenn eine eine Reise macht, dann kann sie was erleben.

Wie schon im letzten Jahr hab ich mich in den Herbstferien ein paar Tage auf den Weg gemacht, ganz allein, Menschen besuchen, die mir wichtig sind, andere Gegenden sehen, was erleben, aber vor allem mal wieder richtig raus kommen, den Alltag weit hinter mir lassen.

Und so zog es mich diesmal in den Süden, genau genommen nach Dresden. Aber darüber im nächsten Post wahrscheinlich mehr.

Gestern war dann leider schon wieder Heimreisetag. Mit ein bisschen Wehmut, die ich aber nicht zulassen wollte ... Die Sonne gab noch mal ihr Bestes, der Herbst zeigte sich überall von seiner besten Seite in Form bunter Blätter und die Wohnung lockte noch nicht wirklich wieder. Genug Gründe, nicht wie auf der Hinfahrt mit Bleifuß über die Autobahn zu eilen, dazu kam der manchmal zu vermeidende Strudel im Tank. Außerdem kann man im Auto noch mal in Ruhe alles Erlebte Revue passieren lassen, die Eindrücke noch mal nachklingen ...

Lange Rede kurzer Sinn, ich Beschloss, ab Oranienburg die mir vertraute B96 zu nutzen, durch Brandenburger und Mecklenburger Wälder. Aber warum bis Oranienburg den halben Autobahnring nehmen, wenn es doch ziemlich mitten durch auch schon die B96 gibt. Außerdem trinkt sich ein Unterwegskaffee viel schöner irgendwo im Straßencafé als in einer Autobahnraststätte ... schließlich war ja Feiertag.

Okay, also ab Schönefelder Kreuz weiter gerade aus. Nun gehöre ich aber nach wie vor zu den Menschen, die zwar wissen, was ein Navi ist, aber keins besitzen. In meinem Auto liegt ein nicht gerade druckfrischer Atlas, der mir schon viele Jahre treue Dienste geleistet hat. Zwischen den Seiten gespickt mit diversen Mailausdrucken mit der Adresse und der Anfahrtsbeschreibung von Menschen, die ich irgendwann mal besucht habe. Ich geb zu, ich hänge an diesem Atlas, auch wenn inzwischen manche Straße anders heißt.

Und genau so ging es auch los ... plötzlich war ich auf der A117. Einhundertsiebzehn? Im Altlas vorher nicht gelesen, da gab's die nicht. Aber lang war sie auch nicht. Weiter nach rechts oder links? Neukölln liegt im Westen, meine Tour geht weiter östlich, also ab nach rechts, auch wenn ich den da ausgeschilderten Stadteil erstmal nicht zuordnen konnte. Und ehe ich mich versah, war ich im Stau auf dem Adlergestell. Juchhu, das kannte ich von früher ... ich war richtig.

Nun schön in die mittlere Spur. Dass man in Großstädten auf breiten Straßen die rechte Spur lieber den Radfahrern überlässt, war mir schon in Dresden wieder bewusst geworden. Sei denn, man will sich als Landei oder Sonntagsfahrer outen und hat gaaanz viel Zeit.

Und so ging es gefühlte 50 km ... rechts ... links ... wieder rechts ... mancher Wegweiser wurde erst sichtbar, nachdem ich auch den letzten Straßenbaum vor der Kreuzung passiert hatte. Aber wie war das doch schnell mit der Orientierung ... am Nachmittag steht die Sonne im Westen. So lange sie auf's linke Ohr scheint, führt die Fahrt gen Norden ...

Endlich kam ich in die Schönhauser Allee ... mit voller Blase und großem Kaffeedurst. Und tatsächlich gab's da ne freie Parklücke genau vor einem Coffeeshop ... auch noch parkscheinfrei am Feiertag. Überall bunte Menschen, mir war noch wie Urlaub ... was kann es Schöneres geben.

Nun kenne ich die Regel, wo man etwas trinken darf und soll - zumindest wenn es dort auch Tische dafür gibt - gibt es auch ein Örtchen, an dem man das vorher genossene und verdaute hintragen kann. Die jibt et scheenbar in Berlin nicht ... Kopfschütteln im ersten Coffeeshop, Verneinung im nächsten. Im dritten sah man mir meine Frage dann schon am suchenden Blick an. Also bin ich dann die Schönhauser wieder zurückgelaufen, hab mehrere Ampelnkreuzungen überquert, bis ich doch tatsächlich ein richtiges Café gefunden habe.


Naja, so bin ich nicht nur zu einem leckeren Latte Macchiato gekommen, sondern hab mir gleich die Beine vertreten, bevor ich meine Reise gen Norden fortgesetzt habe ... dank Vollsperrung der Schönhauser über kleine und noch kleinere unausgeschilderte Nebenstraßen. 

Kurz vor dem Autobahnring hab ich dann doch meine B96 kurz aus den Augen verloren, die Sonne hatte sich hinter einer Wolke versteckt, statt mein linkes Ohr zu wärmen. Was mir nicht nur einen kleinen Umweg gebracht hat, sondern auch die Erkenntnis, dass in den letzten Tagen reichlich Pilze gewachsen sein müssen.

PS: Es hat Spaß gemacht, ein bisschen in Pfadfindermanier durch die große große Stadt zu fahren. Liebe Berliner(innen), ich bewundere Euch, die Ihr Euch jeden Tag in diesen Verkehr stürzt. Aber tauschen möchte ich nicht. Dann pass ich doch weiterhin lieber auf, dass mir kein Fuchs und kein Hase vor's Auto laufen ;-)


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